Internationale Chorbegegnungen
Förderprogramm für internationale Chorprojekte
Mit eurem Chor ins Ausland und dort auf andere begeisterte Sänger:innen treffen? Oder einen Chor nach Deutschland einladen? Ihr habt Lust, Neues zu lernen, den Horizont zu erweitern und wollt singen, singen, singen?
Mit unserem Förderprogramm Chorbegegnungen könnt ihr Zuschüsse für Begegnungen mit Chören aus dem Ausland bekommen! Als Zentralstelle des Bundes leitet die Deutsche Chorjugend Fördermittel aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) vom Bundesjugendministerium (BMFSFJ) an Chöre weiter.
Internationale Chorbegegnungen sind mit fast jedem Land der Erde möglich.
Ihr plant schon eine Internationale Chorbegegnung für 2025?
Bis zum 15.9.: Anträge für Chorbegegnungen mit Tschechien und Israel in 2025
Jetzt startet die Antragstellung für 2025: Bald ist die Antragsfrist für Chorbegegnungen mit Tschechien und Israel, die im Jahr 2025 stattfinden sollen. Wenn ihr nächstes Jahr einen Austausch mit einem dieser beiden Länder plant, meldet euch mit eurer Projektidee bis zum 15. September bei Carolin Stein.
Es soll woanders hingehen? Hier findet ihr den Ablauf für (fast) alle anderen Länder:
Warum eine internationale Chorbegegnung starten?
Neue Menschen kennenlernen
Unser wichtigstes Förderkriterium: Die Gruppen begegnen einander und lernen sich kennen. Das passiert nur im persönlichen Kontakt. Deshalb geht es um Begegnungen und nicht um reine Konzertreisen. Das Chorsingen ist das verbindende Element dabei.
Interkulturelles Lernen und vorurteilsbewusste Bildung
Wir sind alle mit Stereotypen aufgewachsen – also Vorstellungen darüber, wie „die“ Italiener, „die“ Franzosen oder „die“ Chinesen angeblich „alle“ sind. Internationale Chorbegegnungen sollen dazu beitragen, Stereotype zu hinterfragen und Vorurteile abzubauen. Mit Methoden des trans- und interkulturellen Lernens und der vorurteilsbewussten Bildung lernen die Teilnehmenden, ihre Perspektive zu wechseln. Vermeintliche Selbstverständlichkeiten („das macht man doch so!“) sollen hinterfragt, und Einfühlungsvermögen, Verständnis und Selbstreflexion gefördert werden. Außerdem erlebt ihr globale Zusammenhänge hautnah: Was beschäftigt die Sänger:innen aus eurem Partnerchor?
Begegnung durch Chorsingen
Der Austausch der Kinder und Jugendlichen findet bei Chorproben nicht nur auf verbaler, sondern auch auf emotionaler Ebene statt. Unsere Chöre, die bereits eine internationale Chorbegegnung durchgeführt haben, berichten immer wieder, dass das Gemeinschaftsgefühl, das durch das Singen in der Gruppe erwächst, dazu beiträgt, den interkulturellen Austausch und das gegenseitige Verständnis anzuregen.
Sich mit einem selbstgewählten Thema beschäftigen
Die Chöre singen nicht nur gemeinsam, sondern setzen sich auch mit gesellschaftlichen, politischen oder musikalischen Fragen auseinander. Ihr könnt euer Thema frei wählen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Kinder- und Jugendbeteiligung!
Lernen durch Selbermachen: Kinder und Jugendlichen sollen beteiligt werden und nicht nur Zielgruppe des Projektes sein. Deshalb fördern wir insbesondere solche Chorbegegnungen, die von Kindern, Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen gestaltet und durchgeführt werden. Weiter unten auf dieser Seite geben wir Anregungen, wie Kinder und Jugendliche gut eingebunden werden können.
Fördermittel erhalten
Was müsst ihr tun, um die Fördermittel zu bekommen?
- Eine Projektidee haben.
- Einen Partnerchor finden.
- ggf. euren Förderbedarf bis zum 31. Dezember des Vorjahres unverbindlich anmelden und eine Projektskizze sowie einen vorläufigen Kosten- und Finanzierungsplan mitschicken.
- Am Workshop Fit für die Förderung teilnehmen.
- Einen Antrag auf Förderung stellen. Frist: 31. Januar.
- Bei Bewilligung des Projektes: Losfahren und tolle Erfahrungen sammeln 🙂
- Sechs Wochen nach der Chorbegegnung: Den Verwendungsnachweis erstellen und an uns schicken.
Arbeitshilfe: Internationale Chorbegegnungen – Förderung und Praxistipps
Infos rund um den Förderablauf, zur Antragstellung, zum Verwendungsnachweis und praktische Tipps zur Organisation und Durchführung einer Chorbegegnung findet ihr in unserer Arbeitshilfe „Internationale Chorbegegnungen – Förderung und Praxistipps“.
Download Arbeitshilfe
Gedruckte Arbeitshilfe bestellen (kostenlos)
Außerdem hat die Deutsche Chorjugend ein Glossar mit Förderbegriffen erstellt. Euch raucht der Kopf bei Begriffen wie „Sachbericht“ oder „vorzeitiger Maßnahmebeginn“? Im Glossar erklären wir’s verständlich für euch!
Workshop: Fit für die Förderung
11. Januar 2025, online
Die Teilnahme an diesem Workshop ist eine Voraussetzung, um mit unserem Programm Chorbegegnungen gefördert zu werden. Der Workshop findet online über Zoom statt und die Teilnahme ist kostenfrei. Er ist interaktiv gestaltet und wir beantworten all eure Fragen.
„Fit für die Förderung“ ist besonders für Chöre geeignet, die zum ersten Mal einen Förderantrag stellen. Er richtet sich jedoch ebenso an Chöre, die Erfahrungen mit Fördermitteln haben, denn die Förderregelungen ändern sich häufiger und man kann das eigene Wissen auffrischen. Außerdem können so die teilnehmenden Chöre gut voneinander lernen!
Erfahrungsberichte von Chorbegegnungen
Kinder- und Jugendbeteiligung
Uns ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen in die Gestaltung einer Chorbegegnung eingebunden werden, sodass sie sie mitgestalten anstatt ,nur‘ teilzunehmen.
In der UN-Kinderrechtskonvention ist verankert: Kinder und Jugendliche haben das Recht, sich zu informieren, eine eigene Meinung zu haben und an Entscheidungen beteiligt zu werden, die sie betreffen.
Die Deutsche Chorjugend fördert insbesondere solche Chorbegegnungen, die komplett von Kindern, Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen konzipiert, organisiert und durchgeführt werden!
Warum Kinder- und Jugendbeteiligung?
Wenn Sie Kinder- und Jugendbeteiligung umsetzen, schaffen Sie die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine freie Persönlichkeitsentwicklung ihrer jungen Sänger:innen: Verantwortung übernehmen, Ergebnisse eigener Arbeit sehen, Anerkennung bekommen, Stärken entwickeln, sich ohne Leistungsdruck ausprobieren, Entscheidungsprozesse erleben und eigene Vorstellungen im Austausch mit anderen entwickeln.
Wie Kinder und Jugendliche beteiligen?
Es gibt viele Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche in die Gestaltung einer Chorbegegnung einzubeziehen. Die Chorleitung und Betreuungspersonen sollten nicht allein entscheiden, was für die Kinder und Jugendlichen interessant sein könnte. Stattdessen sollten die Teilnehmenden selbst gefragt werden, worauf sie Lust haben.
Klar: Die Kinder und Jugendlichen einzubinden, heißt auch, Zeit in ihre Begleitung zu investieren. Sie haben also nicht unbedingt weniger zu tun, denn Sie müssen die Kinder und Jugendlichen in die Aufgaben einführen und evtl. dabei begleiten. Es lohnt sich aber – gerade im Hinblick auf die Nachwuchsförderung: Kinder und Jugendliche können die Vereinsarbeit im Chor für sich entdecken und werden sich vielleicht auch über die Chorbegegnung hinaus im Chorverein engagieren.
Hier einige Anregungen von unseren Mitgliedschören, wie Kinder und Jugendliche Chorbegegnungen gestalten können:
Vor der Chorbegegnung
Die Jugendlichen und/oder Kinder aus dem Chor können…
- ihre Bekanntschaften im Ausland nutzen, um einen Partnerchor zu finden
- Angebote von verschiedenen Busunternehmen oder Fluggesellschaften einholen
- Vorschläge zum Programm machen
- eine Vorbereitungsgruppe bilden, die das Programm der Begegnung plant und gestaltet
- sich mit dem Partnerland auseinandersetzen und für den Chor Inputs zu verschiedenen Aspekten des Partnerlandes halten, zum Beispiel zum politischen System, Sprache, bekannten Persönlichkeiten, Musiktraditionen…
- eine thematische Exkursion planen, die während der Begegnung stattfindet
- entscheiden, welche Chorkleidung sie beim Begegnungskonzert tragen möchten
- „10 goldene Chorregeln“ selbst formulieren
- den Chorraum neu gestalten, bevor die Begegnung beginnt
- den Antrag stellen (ab 18 Jahre)
- oder sogar die gesamte Begegnung selbst organisieren und sich nur punktuell Unterstützung von Erwachsenen holen, wenn sie sie brauchen.
Während der Chorbegegnung
Die Jugendlichen und/oder Kinder aus dem Chor können…
- das Begegnungskonzert selbst moderieren (z. B. zwei Sänger:innen aus dem Chor)
- ein chorinternes Reisetagebuch erstellen, das regelmäßig bei Feedbackrunden vorgetragen wird
- Teile der Kommunikation und Organisation vor Ort übernehmen (zum Beispiel: Kommunikation mit der Jugendherberge)
- in die Tagesplanung einbezogen werden und Dienste und Verantwortlichkeiten einteilen
- ein Patensystem schaffen: ältere Chormitglieder betreuen jüngere, zum Beispiel bei gemeinsamen Ausflügen
- die Jugendlichen aus dem Ausland mitbetreuen
- eine Rallye zur Stadterkundung für ihren Partnerchor mit verschiedenen Aufgaben organisieren und planen
- teilweise als Pianist:in und Dirigent:in bei den Proben eingesetzt werden
- Aufgaben nach Stimmgruppen verteilen, zum Beispiel: „die Sopräne stellen die Playlist zusammen“
- ein Gespräch mit (Kultur-)Politiker:innen vor Ort organisieren und führen
- für ein gutes soziales Miteinander in der Gruppe sorgen, z. B. mit Auflockerungsspielen, Kennenlernenspielen
- eigene Stücke mit Bezug auf die konkrete Begegnung komponieren (sowohl musikalisch als auch inhaltlich)
Nach der Chorbegegnung
Die Jugendlichen und/oder Kinder aus dem Chor können…
- den Sachbericht über die Begegnung schreiben
- den Gegenbesuch mit dem Partnerchor planen
- eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe mit dem Partnerchor betreuen – oder eine andere interne Chatgruppe einrichten
- Berichte über die Begegnung schreiben – entweder chorinterne Erlebnisberichte, oder Berichte für die lokale Presse oder einen Blog
- selbst einen Blog einrichten und betreuen
- eine Reflexionsrunde mit dem Chor anleiten, in der die Begegnung ausgewertet und reflektiert wird
- Liedstrophen selbst dichten (was war gut/nicht so gut an der Begegnung?)
- ein Dankeslied an Engagierte schreiben und Strophen für die Einzelnen dichten
- Feedbackbögen während der Rückreise austeilen und ausfüllen lassen
Hintergrundinfos & Tipps
Weitere Hintergrundinfos und Anregungen zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Chorbegegnungen findet ihr in unserer Arbeitshilfe „Internationale Chorbegegnungen – Förderung und Praxistipps“.
Links
- Jugendstiftung Baden-Württemberg: Kinderrechte
- UN-Kinderrechtskonvention
- Deutscher Bundesjugendring: Beteiligung
- Servicestelle Jugendbeteiligung: Website
- Richtlinien des Kinder- und Jugendplan des Bundes vom 26.09.2016,
Anlage 1, B: Leitziele der Kinder- und Jugendhilfe, 4. Beteiligung
Trans- und interkulturelles Lernen
Uns ist wichtig, dass auf einer Chorbegegnung neben dem gemeinsamen Singen auch trans- und interkulturelles Lernen stattfindet. Dieses kann nur durch den persönlichen Kontakt stattfinden. Und: Es passiert nicht von alleine, sondern es braucht geeignete Methoden, um den Lernprozess der Teilnehmenden einer internationalen Begegnung zu unterstützen.
Methoden des trans- und interkulturellen Lernens
- fördern die Selbstreflexion und tragen dazu bei, dass sich die Teilnehmenden ihrer eigenen Identität und Prägungen bewusst werden
- tragen dazu bei, dass die Jugendlichen sich bestehender Stereotype (z. B. über verschiedene Nationalitäten oder Menschengruppen) bewusst werden
- fördern ein diversitätssensibles Miteinander sowie den Fokus auf gemeinsame Synergien
- helfen, Vorurteile innerhalb der Gruppe abzubauen
- fördern eine Haltung, dass alle kulturellen Kontexte gleichwertig sind: Es gibt keine objektiv „höherwertige“ oder „minderwertigere“ Kultur. Kultur ist nicht gleichbedeutend mit Nation – vielmehr umfasst Kultur unterschiedliche Denkweisen, Handlungsweisen und Bedeutungen von Handlungen. Und Kulturen sind ständig im Wandel. Sie sind also dynamisch und nicht statisch.
Methodentipps findet ihr in unserer Arbeitshilfe „Internationale Chorbegegnungen – Förderung und Praxistipps“. Download PDF | Bestellung der gedruckten Broschüre
Links zu weiteren Methoden des trans- und interkulturellen Lernens
- „Stereotype? Nein, danke!“ Anleitungen für Übungen mit Gruppen, um sich Stereotypen bewusst zu werden und diese zu hinterfragen. Global Competence – Materialien und Übungen zum Interkulturellen Lernen, entwickelt von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und der Uni Jena (Fachbereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation)
- Toolbox speziell zur Vorbereitung internationaler Jugendbegegnungen mit einer allgemeinen Einführung, Methoden und weiterführender Literatur.
Herausgegeben von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. - Auf dem Portal Mangoes and Bullets – Materialien für herrschaftskritisches Denken und Handeln finden sich unter anderem Links zu Methoden des interkulturellen Lernens, zu Globalem Lernen und anderen Themen. Ein Projekt von glokal e.V.
- polis aktuell: Transkulturelles und Interkulturelles Lernen, Nr. 2/2016. Herausgegeben vom Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule.
Zum Weiterlesen
- Artikel Kulturelle Vielfalt erleben über Internationale Jugend-Kultur-Begegnungen. Wer in seiner Jugend an Austauschprojekten teilnimmt, den lässt das Thema Interkulturalität oft nicht mehr los: Jugend-Kultur-Begegnungen bieten vielfältige Möglichkeiten, Fragen nach der eigenen Identität und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden mit anderen Teilnehmenden intensiv und nachhaltig zu erforschen.
Artikel von Rolf Witte auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung. - Wer sich für vorurteilsbewusste Bildung interessiert, findet Informationen auf der Website vom anti bias netz.
- Broschüre: Sprachanimation inklusiv gedacht
Nicht alle Jugendlichen sprechen eine oder mehrere Fremdsprachen, manche haben im schulischen Lernprozess negative Erfahrungen gemacht und trauen sich daher nicht zu, sich in anderen Sprachen zu verständigen. Für junge Menschen mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen gilt das in besonderem Maße. Hier bietet die Methode der Sprachanimation eine gute Möglichkeit, spielerisch miteinander in Kommunikation zu treten.
Broschüre von ijab.de – interaktives Angebot zur Qualifizierung und Weiterentwicklung der internationalen Jugendarbeit