Kinder- und Jugendchöre als sichere Räume gestalten

Als größte Interessenvertretung der singenden Kinder und Jugendlichen in Deutschland stellt die Deutsche Chorjugend die Interessen und Rechte der jungen Menschen an oberste Stelle ihrer Arbeit. Wir wollen, dass Chöre sichere Orte für Kinder und Jugendliche sind. Orte, an denen sie vor jeglicher Form von Gewalt geschützt sind – Orte, an denen sie sich öffnen, ausprobieren, erfahren können und in Gemeinschaft lernen können.

Kinder und Jugendliche sollen sich dabei im Hinblick auf ihr individuelles Empfinden von Nähe und Distanz zueinander sowie zu Anleitenden, Ansprechpersonen, Vertrauenspersonen und in bestehenden Abhängigkeitsverhältnissen sicher fühlen können.

Für das Wohl der Kinder und Jugendlichen setzen wir folgende Punkte um:

  1. Wir stellen die Interessen und Rechte der Kinder und Jugendlichen an oberste Stelle unserer Arbeit.
  2. Wir bestärken Kinder und Jugendliche aktiv in der Umsetzung ihrer Rechte.
    Wir fördern in unserer musikalischen und pädagogischen Arbeit die Selbstwahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit der Kinder und Jugendlichen, sodass sie lernen, ihre Emotionen wahrzunehmen und zu verbalisieren, persönliche physische und psychische Grenzen zu setzen sowie die Grenzen Anderer zu achten und ihre Rechte einzufordern.
  3. Wir unterstützen Kinder und Jugendliche in ihrer individuellen Persönlichkeitsentwicklung gleichermaßen wie in ihrem musikalischen Lernprozess. 
    Indem wir ihnen im Rahmen der Chor- und Vereinsarbeit Möglichkeiten zur Mitgestaltung und Selbstbestimmung eröffnen, ermöglichen wir Selbstwirksamkeitserfahrungen und stärken junge Menschen in ihrem individuellen Ausdruck.
  4. Wir pflegen einen respektvollen und achtsamen Umgang miteinander im Chor und im Verein, sodass Chöre zu Schutzräumen werden, in denen Kinder sich entfalten können.

Für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor jeglicher Form von physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt streben wir die Umsetzung der folgenden Punkte an:

  1. Wir minimieren das Risiko von Kindeswohlgefährdungen und gewalttätigen Übergriffen innerhalb unserer Chorstrukturen.
    Wir thematisieren unsere vereinsinterne Haltung gegenüber physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt in unseren Sitzungen und verankern diese in unserem Leitbild.
    Wir sensibilisieren für einen Umgang im gegenseitigen Miteinander, in dem Grenzen geachtet werden, im Sinne des Schutzes von Kindern und Jugendlichen.
    Alle Mitarbeitenden unserer Institution unterschreiben einen Verhaltenskodex, reichen ein erweitertes Führungszeugnis ein und werden über Formen sexualisierter, physischer und psychischer Gewalt und den Umgang damit aufgeklärt. Wir ergreifen präventive Maßnahmen, erstellen Handlungsleitfäden und bieten Fortbildungsmöglichkeiten an.
    Wir informieren Kinder und Jugendliche über ihre Rechte und Beschwerdemöglichkeiten und sensibilisieren in unserer Arbeit für einen grenzachtenden Umgang, auch in der Peer-Group.
    Wir stärken Kinder und Jugendliche durch Mitbestimmung, verringern auf diese Weise Machtgefälle und beugen Machtmissbrauch aktiv vor.
    Wir sensibilisieren im analogen wie im digitalen Raum mit unserer Sprache im Sinne des Schutzes von Kindern und Jugendlichen.
  2. Wir decken Kindeswohlgefährdungen innerhalb unserer Chorstrukturen auf und beenden diese.
    Wir setzen uns für eine transparente Kommunikation und Informationsweitergabe innerhalb der Chorstrukturen ein, indem wir Handlungsleitfäden und Kontaktpersonen für den Notfall sichtbar machen.
    Wir kooperieren mit Fachberater:innen und dem Jugendamt, um uns bei Bedarf weitergehende fachliche Unterstützung einholen zu können. 

Wir sagen Nein zu:

jeglicher Form von Gewalt und Machtmissbrauch im Chor und im Verein.

Wir geben Täter:innen und Mittäterschaft in Chören keinen Platz, indem wir einer Tabuisierung, Verharmlosung und Verschleierung von Gewalt entgegenwirken.

Wir sprechen uns gegen Machtmissbrauch vor, während und nach den Proben aus. Abhängigkeitsverhältnisse von Minderjährigen zu Erwachsenen dürfen nicht zulasten der jungen Menschen gehen.

Dieses Positionspapier wurde erarbeitet von Vertreter:innen aus:

  • Chorjugend im Chorverband Thüringen
  • Chorjugend im Fränkischen Sängerbund
  • Chorjugend im Sächsischen Chorverband
  • Chorjugend im Schwäbischen Chorverband
  • DCJ-Bundesvorstand
  • Hauptberufliche Mitarbeitende der DCJ und der Chorjugend im Schwäbischen CV

und wurde am 31.10.2021 auf dem Chorjugendtag beschlossen.

Position in Einfacher Sprache

Kinder- und Jugendchöre als sichere Räume gestalten

Kinder und Jugendliche haben Rechte.

Sie sollen sich in Chören sicher fühlen und Spaß beim gemeinsamen Singen haben. Während, vor und nach den Proben sowie auf Freizeiten und bei Konzerten sollen sich alle, die dabei sind, wohlfühlen können.

Die Deutsche Chorjugend unterstützt singende Kinder und Jugendliche dabei, dass ihre Rechte in Chören geachtet und umgesetzt werden.

Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass es allen Kindern während, vor und nach den Chorproben gut geht. Das tun wir, indem wir versuchen folgende Regeln einzuhalten:

  1. Was Kinder und Jugendliche sich im Chor wünschen und wie sie sich fühlen, ist wichtig.
    Die Erwachsenen achten mit darauf, dass es allen gut geht.
  2. Die Erwachsenen hören Kindern und Jugendlichen zu und nehmen sie ernst. Im Chor können Kinder und Jugendliche fühlen wie es ihnen geht und darüber reden oder singen. Beim gemeinsamen Singen und Spielen kann jedes Kind ausprobieren Stopp zu sagen, wenn es etwas nicht mag. Man muss selbst auch aufhören, wenn jemand anderes Stopp sagt. Kinder und Jugendliche dürfen auch zu Erwachsenen Nein sagen.
  3. Im Chor geht es um Singen und um Gemeinschaft. Alle in der Gruppe dürfen sich ausprobieren und Wünsche äußern. Die Erwachsenen entscheiden nicht allein, sondern auch Kinder und Jugendliche dürfen sagen, was sie mögen, was sie sich wünschen und was sie nicht mögen.
  4. Beleidigungen, Auslachen und andere Dinge, die sich für einen selbst oder für ein anderes Kind blöd anfühlen, gehören in keinen Chor.

Wir setzen uns dafür ein, dass niemandem wehgetan wird und sich niemand blöd fühlen muss. Das tun wir, indem wir die folgenden Regeln befolgen:

  1. Die Erwachsenen sorgen dafür, dass sich alle im Verein/Chor sicher fühlen können.
    Alle Mitarbeitenden müssen dafür sorgen, dass niemandem im Chor etwas passiert. Deshalb einigen sich die Erwachsenen zusammen mit den Kindern und Jugendliche darauf, wie sie miteinander umgehen wollen. Allen soll es damit gut gehen. Auch Kinder und Jugendliche achten darauf, gut miteinander umzugehen.
    Alle Mitarbeitenden müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen und unterschreiben, dass sie darauf achten, dass es allen gutgeht.
    Die Erwachsenen im Verein/Chor erklären Kindern und Jugendlichen, dass sie sich wehren können, wenn sich jemand ihnen gegenüber komisch oder schlecht verhält und sie deshalb traurig sind oder sich komisch fühlen.
    Sie zeigen den Kindern und Jugendlichen, mit wem sie reden können, wenn sie sich schlecht fühlen und nicht wissen, was sie tun sollen. Es sollte mindestens zwei oder noch mehr mögliche Ansprechpersonen geben.
    Erwachsene entscheiden nicht alles allein. Auch Kinder und Jugendliche dürfen mitentscheiden, was im Chor passiert und geplant wird. Kinder und Jugendliche dürfen auch zu Erwachsenen Nein sagen.
    Alle im Chor achten darauf, niemanden zu beleidigen oder zu mobben, sowohl im Chor, im Verein als auch bei Instagram, TikTok oder im Chat auf dem Handy.
  1. Wenn es Kindern im Chor schlecht geht, weil jemand sich blöd verhält, sorgen wir im Verein und in den Proben dafür, dass das aufhört.
    Wir haben im Verein einen Notfallplan. Dadurch wissen alle, wo und bei wem sie Hilfe finden, wenn etwas passiert, wobei sich jemand schlecht fühlt.
    Kinder, Jugendliche und Erwachsene kennen die Menschen vom Jugendamt und können sich auch an sie wenden, wenn sie sich unwohl fühlen oder nicht wissen, mit wem sie reden können.

Wir sagen Nein zu:

Menschen, die anderen wehtun und Dinge sagen oder machen, bei denen andere sich schlecht fühlen.

Wir reden offen und ehrlich über Probleme, damit Menschen, die anderen wehtun, sich nicht verstecken können.

Erwachsene dürfen ihre Macht gegenüber Kindern und Jugendlichen nicht missbrauchen.

Erarbeitet von Vertreter:innen

  1. Chorjugend im Chorverband Thüringen
  2. Chorjugend im Fränkischen Sängerbund
  3. Chorjugend im Sächsischen Chorverband
  4. Chorjugend im Schwäbischen Chorverband
  5. DCJ-Bundesvorstand
  6. Hauptberufliche Mitarbeitende der DCJ und der Chorjugend im Schwäbischen CV

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