Position: Magdeburger Erklärung zur Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten in der Chorszene
Kinder- und Jugendchöre brauchen sichere Rahmenbedingungen für die Erfahrung musikalischer Selbstwirksamkeit und Potenzialentfaltung.
Vereine sind Settings, in denen sexualisierte Gewalt, physische Gewalt, psychische Gewalt und Peer-to-Peer Gewalt (Übergriffe und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen) stattfinden können und stattfinden. „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass bis zu einer Million Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexualisierte Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten und erfahren. Das sind rund ein bis zwei Kinder in jeder Schulklasse.“1
Betrachten wir die Anzahl der Kinder, die über Generationen hinweg in unseren Chorgemeinschaften und Vereinen aktiv sind, sowie die öffentlich gewordenen Fälle von Verurteilungen in der Chorszene, wissen wir, dass auch Kinder in unseren Strukturen von sexualisierter Gewalt, innerhalb, aber auch außerhalb des Vereinslebens, betroffen sind. In die Erhebungen der WHO nicht einbezogen ist die Anzahl an emotionalen Übergriffen, wie Einschüchterungen, Anschreien und Beschimpfungen, Drohungen, Demütigungen und Abwertungen und bewusstes Ignorieren, Ein- und Aussperren, absichtliches Lustigmachen, Missachtung oder Kontrolle der Privatsphäre, Verbreitung von Gerüchten, Belästigung und
(emotionale) Erpressung. Doch auch diese Formen von Gewalt finden in unseren Strukturen unbeabsichtigt oder beabsichtigt statt und erzeugen eine Verschiebung der Machtverhältnisse, die potenzielle Täter:innen nutzen.
Trotz der freundschaftlichen Verhältnisse und traditionellen Strukturen in unseren Vereinen, können wir nicht davon ausgehen, dass sich alle aktiven Personen ihrer Verantwortung bewusst sind und Grenzüberschreitungen verhindern. Kinderschutzkonzepte wirken präventiv, sensibilisieren uns im Umgang miteinander, fördern und beleben die Chor strukturen.
Wir unterstützen Kinder- und Jugendchöre durch die Kinderschutzkonzepterarbeitung dabei, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sich junge Menschen sicher fühlen, grenzverletzendes Verhalten wahrnehmen und bestmöglich vor sexualisierter, physischer, psychischer und Peer-to-Peer-Gewalt geschützt sind.
Wir verpflichten uns, uns die Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten bewusst zu machen und bei jeglichen Veranstaltungen von Kinder- und Jugendchören oder Chorjugenden Kinderschutzkonzepte zu beachten. Damit Kinderschutzkonzepte nachhaltig gelebt werden können, müssen von der Politik personelle Ressourcen und finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Position beschlossen von Delegierten des Deutschen Chorjugendtags am 8. September 2024 in Magdeburg.
1 Zahlen zu sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland: beauftragte-missbrauch.de
Magdeburger Erklärung zum Schutz von Kindern in Chören
Position in einfacher Sprache
Kinder und Jugendliche sollen in Chören sicher sein. Sie sollen dort Musik machen und ihre Stärken entdecken können.
Gefahren in Vereinen
In Vereinen kann es Gewalt geben:
- Sexualisierte Gewalt
- Körperliche Gewalt
- Seelische Gewalt
- Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen
Viele Kinder erleben Gewalt. Auch in Chören gibt es Gewalt. Manchmal schreien Erwachsene Kinder an oder machen sie klein. Das ist auch Gewalt.
Schutz ist wichtig
Wir müssen Kinder in Chören schützen. Dafür brauchen wir Schutz-Pläne.
Diese Pläne helfen:
- Gewalt zu verhindern
- Besser aufeinander zu achten
- Chöre zu verbessern
Unsere Aufgaben
Wir wollen:
- Schutz-Pläne für Kinder-Chöre machen
- Bei allen Chor-Treffen auf den Schutz von Kindern achten
- Von der Politik Geld und Hilfe für den Kinder-Schutz bekommen
So können Kinder und Jugendliche sicher Musik machen.
Das ist unsere Meinung zum Thema „Schutz von Kindern in Chören“.
Wir haben dies im September 2024 auf dem Deutschen Chorjugendtag aufgeschrieben.