Position: Demokratie stärken!

DCJ-Leitlinien, §2 Chorsingen ist für uns ein Ort des Demokratielernens:

„Als Bundesjugendverband wünschen wir uns ein Miteinander aller Menschen auf der Grundlage demokratischer Werte. Im Chorsingen und in der Verbandsarbeit sehen wir ein großes Potenzial zum Demokratielernen: Beim gemeinsamen Singen und in der Chorvereins- und Verbandsarbeit können Kinder und Jugendliche Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit als Basis einer solidarischen Gesellschaft erleben. Chorjugendverbände als Orte von Selbstorganisation und Selbstbestimmung müssen aufgebaut, erhalten und gestärkt werden.“

Dieses Selbstverständnis haben wir auf dem Deutschen Chorjugendtag in Hamburg im Jahr 2019 für uns definiert. Müssen wir also Selbstverständlichkeiten wirklich wiederholen? Ja, das müssen wir!

Mit Sorge nehmen wir die zunehmende Spaltung unserer Gesellschaft wahr, auch die Spaltung in pro-demokratische und anti-demokratische Gestaltungskräfte. Wir sehen uns in der Verantwortung und Verpflichtung klarzustellen, wofür wir stehen. Wir wollen mehr, lauter, häufiger, ausdrücklicher für Demokratie eintreten: Wir gestalten dieses Land mit unserer Haltung, unseren Grundsätzen[1] und unserem wertschätzenden Umgang miteinander! Als Teil der bunten pro-demokratischen Zivilgesellschaft in Deutschland gehören wir zur Mehrheit in dieser Gesellschaft und wollen unsere Gestaltungshoheit auch weiterhin für Menschenwürde und Demokratie einsetzen.

  1. Demokratie muss gelernt werden. In partizipativ arbeitenden Chören, Projekten, Vereinen und Jugendverbänden erfahren junge Menschen Aushandlungsprozesse und erleben die Folgen davon in ihrem direkten Umfeld. Demokratie ist nicht voraussetzungslos, sondern komplex. In partizipativ arbeitenden Chören, Projekten, Vereinen und Jugendverbänden erfahren junge Menschen, dass es viele Perspektiven auf eine Entscheidung gibt, und erleben die ersten Kompromisse. Das treiben wir mit unserer Arbeit voran.
  2. Gemeinsames Chorsingen oder Musizieren führt nicht automatisch zu demokratie-freundlichem Aufwachsen. Wir gestalten unsere Erfahrungen so, dass demokratische Aushandlungsprozesse von allen Beteiligten – Singenden, Anleitenden, Organisierenden und Betreuenden – erprobt, erfahren und reflektiert werden können.

In unseren Projekten, Events, Bildungsformaten und Vereinsveranstaltungen arbeiten unterschiedlichste Menschen zusammen. Wir gestalten diese Prozesse mit Wertschätzung, Diskussionsfreude und Respekt. Menschenfeindliches und diskriminierendes Verhalten haben bei uns keinen Platz. Wir benennen solche Äußerungen und Handlungen klar und gehen aktiv damit um.

Die Zivilgesellschaft Deutschlands versteht sich als vielfältig, aktiv, dynamisch, engagiert, kritisch und wirksam gegen Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit[2] und Demokratieverachtung. Damit es so bleibt und damit die Jugendverbände und die Chorwelt weiterhin vielfältiger werden, muss die Zivilgesellschaft in der aktuellen Lage verstärkt gefördert werden. Die nächsten vier Jahre sind entscheidend für die Zukunft der Demokratie. Wir fordern alle Entscheidungsträger:innen und Förder:innen auf, alles ihnen Mögliche für den Erhalt der Demokratie zu tun!

Beschlossen auf dem Deutschen Chorjugendtag am 24.05.2025 in Saarbrücken.


[1] vgl. die Leitlinien der Deutschen Chorjugend  oder DCJ-Leitlinien in Einfacher Sprache, letzter Abruf am 30.04.2025.

[2] „Als Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bezeichnen wir abwertende und ausgrenzende Einstellungen gegenüber Menschen aufgrund ihrer zugewiesenen Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe. Eine in diesem Sinne menschenfeindliche Haltung kann sich auch in ausgrenzender oder sogar gewalttätiger Handlung zeigen oder Einfluss auf die Gestaltung von diskriminierenden Regeln und Prozessen in Institutionen und den Aufbau von diskriminierenden Strukturen haben.“  Quelle: https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/214192/gruppenbezogene-menschenfeindlichkeit (letzter Abruf: 04.06.2025)

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