Unsere Forderung zusammengefasst im Berliner Appell

Seit dem ersten Berliner Appell der Deutschen Chorjugend im Jahr 2003 hat sich einiges bewegt. Einige unserer damaligen Forderungen fanden Gehör: Das Chorsingen mit Kindern und Jugendlichen bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung seitens der Politik und Medien, in Fachkreisen wie in der Jugendbildung.

Andere Forderungen hingegen blieben ergebnislos, in manchen Bereichen sind gar Verschlechterungen zu verzeichnen: Die Jugendförderung ist bis heute alles andere als verlässlich; statt sicherer Kulturetats erfahren Kulturakteure und –organisationen bundesweit Kürzungen; das ehrenamtliche Engagement junger Menschen wird durch steigende Anforderungen auf der einen und verschlechterte Rahmenbedingungen auf der anderen Seite eingeschränkt. All das wirkt sich auf die alltägliche Chorjugendarbeit in den Chören, Vereinen, Landes- und Bundesverbänden aus und bewegt uns, daher ist es heute höchste Zeit, unseren neuen Berliner Appell 2010 zu verkünden.

Singen bewegt Persönlichkeit!

Jede Art von Musik wäre einseitig, wenn sie nicht durch verschiedene Charaktere gestaltet werden würde. Die Chormusik ist ein geeignetes Medium, um das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein jedes einzelnen zu fördern, welches zu Stärke im weiteren Verlauf des Lebens führt.

Singen bewegt Gemeinschaft!

Jeder Mensch braucht die Gemeinschaft. Sie ist wichtig, um sich wohl zu fühlen und stärkt das „Wir-Gefühl“. In der Chorgemeinschaft können Kinder und Jugendliche genau das erleben.

Singen bewegt mit Freude und Spaß!

Den Zuhörern wird Freude durch den singenden Chor bereitet, aber auch jeder einzelnen Chorsängerin und jedem einzelnen Chorsänger bereitet Singen Spaß, es bedeutet Erlebnis und Begeisterung.

Singen bewegt Chancengleichheit!

Chorgruppen bieten jedem Kind die gleiche Chance, sich individuell und frei zu entwickeln und zu beweisen.

Singen bewegt Engagement!

Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, Anerkennung für ihr Engagement zu bekommen, damit sie weiterhin mit Freude dabei bleiben.

Singen bewegt kulturelle Bildung!

Gemeinsames Singen darf nicht in Vergessenheit geraten, denn kulturelle Bildung überwindet die Grenzen der Länder, der gesellschaftlichen Herkunft und Generationen. Sie überwindet aber vor allem die eigenen Grenzen in unseren Köpfen.

Deshalb fordern wir, das Singen mit Kindern und Jugendlichen im Chor in jeder Hinsicht und Form zu fördern:

  • Singen gehört zur kindlichen Entwicklung wie das Erlernen der Sprache. Es muss zur Selbstverständlichkeit werden, in den Kindergärten und Schulen zu singen. Die Eltern aus avokalen Generationen müssen jede Unterstützung bekommen, um mit ihren Kindern wieder singen zu können!
  • Kinder und Jugendliche bekommen in den Chören einen niedrigschwelligen Zugang zum aktiven Musizieren und damit zur kulturellen Bildung, unabhängig von Herkunft und gesellschaftlichem Milieu. Gerade in den Ganztagsschulen eröffnen sich neue Möglichkeiten dafür. Alle Kinder müssen diese Chance bekommen!
  • In der Chorgruppe entwickeln Kinder und Jugendliche Schlüsselkompetenzen, die sie im Leben brauchen. Sie müssen die Möglichkeit bekommen, sich an allen Entscheidungen, die sie und ihre Gruppe betreffen, zu beteiligen!
  • Die vielfältige Chorlandschaft Deutschlands ist nur dank des unermesslichen ehrenamtlichen Engagements vieler Bürgerinnen und Bürger so ausgeprägt.  Das Engagement der Freiwilligen darf nicht durch bürokratische Hürden behindert werden, sondern muss wieder mehr Anerkennung erfahren, auch durch Freistellung im Berufsleben und Freiräume in der Ausbildung!
  • Die Handlungsnotwendigkeit in den Bereichen Integration, kulturelle Bildung oder bei Schulreformen ruft zunehmend die zivilgesellschaftlichen Akteure mit ihren häufig ehrenamtlichen Strukturen auf die Tagesordnung. Von Chorvereinen und –verbänden wird z.B. Engagement in den Schulen begrüßt. Diese sind entsprechend mit Finanzen und Personal auszustatten, um die vielen neuen gesellschaftlichen Aufgaben qualifiziert wahrzunehmen und gegen privatfinanzierte Anbieter zu bestehen!
  • Der Staat zieht sich zunehmend aus der Kulturförderung zurück und überlässt diese privaten Akteuren, die überwiegend projektbezogen, ergebnisorientiert und öffentlichkeitswirksam fördern. Auch unter veränderten Bedingungen darf nicht zugelassen werden, dass die kontinuierliche und nachhaltige Arbeit mit und von ehrenamtlichen Aktiven – ob Sänger/innen oder Helfer/innen – unmöglich wird!
  • Die wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft sind kulturelle und soziale Integration und gute Bildung. Kulturelle Bildung und Jugendpflege spielen dabei eine wichtige Rolle, daher ist es verheerend, die Folgen der Finanzkrise in diesen Bereichen auszutragen. Kultur und Jugendpflege dürfen nicht für Kürzungen herhalten!

Veröffentlicht im Rahmen der Aktion „Singen bewegt – Tag der jungen Stimmen“ am 02.10.2010

Berliner Appell 2003

Singen ist „in“. Deutschland sucht immer neue Superstars. Ganz Deutschland schaut dabei zu und fiebert mit. Alle, die gern singen, wissen: Singen macht Laune, schafft Freunde und hält fit. Aber auch jeder Superstar weiß: Singen braucht Übung. Wer übt, braucht Unterstützung, braucht Trainer. Es übt sich leichter in der Mannschaft. Die Chorjugend ist die größte singende Mannschaft Deutschlands.

Der Nachwuchs allerdings kommt nicht von selbst. Nicht fürs Showgeschäft. Erst recht nicht für den Konzertsaal, die Oper, den Probenraum der Chöre. 

Damit Singen wirklich „in“ wird, brauchen wir ein neues Umfeld:

Wir sagen: „Ohren auf!“

Wir brauchen mehr Familien, in denen gesungen wird. Der gemeinsame Gesang von Eltern und Kindern gehört einfach zum Aufwachsen und zur Erziehung dazu. Singen stärkt das Selbstbewusstsein. Miteinander Singen stärkt den Zusammenhalt.

Wir sagen: „Ohren auf!“

In unseren Kindergärten muss wieder mehr gesungen werden. Dafür brauchen wir Erzieherinnen und Erzieher, die in Ausbildung und Fortbildung gelernt haben, mit Kindern richtig zu singen. Musikalische Früherziehung ist wichtig für die Entwicklung der Kinder. Singen ist gesund, fördert das Denkvermögen und die Konzentrationsfähigkeit.

Wir sagen: „Ohren auf!“

In unseren Schulen muss wieder mehr gesungen werden. Der Musikunterricht darf nicht länger zugunsten anderer Fächer an den Rand gedrängt werden. Lehrerinnen und Lehrer, die Musik unterrichten, müssen auch Singen und Musizieren studiert haben. Und die Schulchöre haben so viel Aufmerksamkeit verdient wie die Schulsport-Mannschaften.

Wir sagen: „Ohren auf!“

Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit. Denn wir singen nicht einfach nur für uns. Wir machen Jugendkultur.

Gut 100.000 junge Leute singen bei der Chorjugend in über 2.500 Amateur-Chören. Doch da schaut Deutschland meistens noch weg. 

Die Chorjugend ruft deshalb von Berlin aus: Seht genau her, hört genau hin:

Wir machen Kultur statt Randale. Wir hängen nicht ab, wir singen im Chor.

Und wir sagen: „Ohren auf!“

Damit wir unser Bestes geben können, brauchen wir:

Jugendförderung, auf die man bauen kann,

Kulturetats, mit denen man rechnen kann,

Politiker und Medien, die in unser Lied einstimmen.

Also Schluss mit der Nebenrolle für die Chöre und ihre Leistung. Spot an für Musik und Gesang als Breitensport. Dann geben wir der Zukunft eine neue Melodie.

Chorjugend im Deutschen Sängerbund

Berlin, 20. Juni 2003

Position in Einfacher Sprache

2. Berliner Appell der singenden Jugend in Deutschland

Den ersten Berliner Appell haben wir, die Deutsche Chorjugend, im Jahr 2003 geschrieben. Inzwischen haben sich einige unserer Forderungen erfüllt. So bekommt das Singen mit Kindern und Jugendlichen inzwischen mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Andere Forderungen wurden dagegen nicht erfüllt und in einigen Bereichen gibt es sogar Verschlechterungen:

  • Die Jugendförderung ist unzuverlässig.
  • Statt dauerhafter, guter finanzieller Unterstützung unserer Arbeit hat der Staat die Unterstützung gekürzt. 
  • Es wird für junge Menschen immer schwieriger, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das liegt daran, dass die Anforderungen an ihre Arbeit steigen und die Rahmenbedingungen gleichzeitig schlechter werden.

Das alles hat negative Auswirkung auf die Jugendarbeit in den Chören und Vereinen. Um die Arbeit dort zu verbessern, gibt es deshalb diesen neuen Berliner Appell.

Singen ist gut für die Persönlichkeit!

Wenn viele Menschen mitmachen, wird Musik lebendig.


Singen ist gut für die Gemeinschaft!

Jeder Mensch braucht die Gemeinschaft. Sie ist wichtig, um sich wohl zu fühlen und stärkt das „Wir-Gefühl“. Ein Chor ist eine Gemeinschaft. Hier können Kinder und Jugendliche genau das erleben.


Singen bringt Freude und Spaß!

Im Chor singen macht Spaß. Aber auch einem Chor zuhören macht Spaß und ist ein schönes Erlebnis.


Singen bringt Chancengleichheit!

Der Chor bietet allen Kindern die gleiche Chance, sich zu entwickeln und sich auszudrücken.

Singen führt zu Engagement!

Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, Anerkennung für ihr Engagement zu bekommen. Dann bleiben sie mit Freude dabei.    
 

Singen ist gut für die kulturelle Bildung!

Gemeinsames Singen darf nicht vergessen werden. Es gehört zu unserer Kultur dazu und alle Menschen können mitmachen.

Deshalb fordern wir, das Singen mit Kindern und Jugendlichen im Chor zu fördern:

  • Singen gehört zur kindlichen Entwicklung dazu, genau wie das Erlernen der Sprache. Deshalb muss Singen in Kindergärten und Schulen selbstverständlich werden.
  • Viele Eltern haben in ihrer Kindheit nicht gesungen und sind mit dem Singen als Erwachsene nicht vertraut. Sie brauchen Unterstützung dabei, wie sie mit ihren Kindern singen können.
     
  • Singen und Musik machen sind Teil der kulturellen Bildung. Im Chor erleben Kinder und Jugendliche das. Deshalb sollten alle Kinder die Möglichkeit bekommen im Chor zu singen, egal woher sie kommen. Dazu bieten die Ganztagsschulen neue Möglichkeiten.
  • Im Chor entwickeln Kinder und Jugendliche wichtige Fähigkeiten für ihr späteres Leben. Dafür müssen sie die Möglichkeit bekommen, sich an allen Entscheidungen zu beteiligen.
  • Der Verwaltungsaufwand in Chören wird immer größer. Da in den Chören viele Menschen ehrenamtlich arbeiten, wird diese Arbeit immer schwieriger. Wir brauchen aber das ehrenamtliche Engagement dieser Menschen! Damit es erhalten bleibt, benötigen sie Anerkennung. Wichtig ist auch, dass die Menschen genug Zeit haben. Dafür könnten sie beispielsweise von ihrer Arbeit oder Ausbildung freigestellt werden.
  • Integration, kulturelle Bildung und Reform der Schulen sind wichtige Aufgaben der ganzen Gesellschaft. Alle Kinder sollen gute Bildung erhalten. Hier gibt es viel zu verbessern. Dabei ist die Unterstützung vieler Menschen – auch außerhalb von Schule – notwendig. Chorvereine und Verbände helfen dabei gerne mit. Doch dazu brauchen wir mehr Geld und Personal.
  • Der Staat finanziert immer weniger Kunst und Kultur. Das übernehmen immer mehr Privatpersonen, Unternehmen oder Stiftungen. Diese haben aber eigene Interessen: Sie fördern gerne zeitlich begrenzte Projekte und legen Wert auf eine gute Wirkung in der Öffentlichkeit. Doch die stetige und dauerhafte Arbeit in Chören darf nicht vergessen werden. Sie muss weiterhin möglich sein.

Den Text haben wir bei der Aktion „Singen bewegt – Tag der jungen Stimmen“ im Oktober 2010 geschrieben.

Berliner Appell aus dem Jahr 2003

Singen ist in Deutschland wieder modern, d.h. viele Menschen singen wieder. Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ sind sehr beliebt.

Alle, die gerne singen, wissen: Singen macht Spaß und hält fit. Aber sie wissen auch: Singen braucht Übung. Und Menschen, die Singen üben wollen, brauchen Unterstützung, z.B. Trainer:innen. Außerdem kann man gemeinsam leichter üben. Das alles ist im Chor möglich. Die Deutsche Chorjugend ist hier die größte Gemeinschaft in Deutschland.

Doch wie kommen Kinder und Jugendliche zu uns? Das passiert nicht von alleine. Dazu brauchen wir gute Rahmenbedingungen und ein paar Veränderungen:

Wir sagen: Ohren auf! Hört uns zu!

Wir brauchen mehr Familien, in denen Eltern und Kinder singen. Der gemeinsame Gesang gehört zum Aufwachsen und zur Erziehung dazu. Singen stärkt das Selbstbewusstsein. Miteinander Singen stärkt den Zusammenhalt in der Familie.

Wir sagen: Ohren auf! Hört uns zu!

Die Kinder in den Kindergärten müssen wieder mehr singen. Dafür brauchen wir gut ausgebildete Erzieher:innen. Sie müssen in Ausbildung und Fortbildung lernen, mit Kindern richtig zu singen. Musik und damit auch Singen, ist wichtig für die Entwicklung der Kinder. Singen ist gesund, fördert das Denkvermögen und die Konzentrationsfähigkeit.

Wir sagen: Ohren auf! Hört uns zu!

Die Schüler:innen in unseren Schulen müssen wieder mehr singen. Das Fach Musik muss wieder als wichtiges Fach angesehen werden. Lehrer:innen, die Musik unterrichten, müssen auch Singen und Musizieren studiert haben. Außerdem haben die Schulchöre genau so viel Aufmerksamkeit verdient wie die Schulsport-Mannschaften.

Wir sagen: Ohren auf! Hört uns zu!

Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit. Denn wir singen nicht einfach nur für uns. Wir machen Jugendkultur. Gut 100.000 junge Leute singen bei der Chorjugend in über 2.500 Chören. Doch das wissen viele Menschen in Deutschland nicht. Die Chorjugend sagt deshalb: Seht genau her, hört genau hin: Wir machen Kultur statt Randale. Wir hängen nicht ab, wir singen im Chor.
 

Damit wir gut arbeiten können brauchen wir:

  • Fördergelder für den Bereich Jugend bzw. für die Jugendverbandsarbeit
    Dauerhafte finanzielle Unterstützung
  • Politiker und Medien, die positiv über uns berichten
     

Chöre und ihre Leistung müssen wieder anerkannt werden. Dann können wir gut in die Zukunft starten.

Den Text hat die Chorjugend im Deutschen Sängerbund am 20. Juni 2003 geschrieben.

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